23. Propaganda Schwarzmagier

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Erschreck dich nicht, Fremder. Ich weiß, allein mein Anblick lehrt viele hier das Fürchten. Wer kann es ihnen verdenken? Ich bin der erste richtige Diener Beliars, den sie in ihrem Leben zu Gesicht bekommen. Was weiß das gemeine Volk schon von den Priestern des dunklen Gottes? Über Jahrhunderte mussten wir uns vor aller Welt verbergen. Unsere Traditionen gaben wir im Verborgenen weiter. Weil es die Reichskirche des Innos mit ihren eitlen Feuermagiern und fanatischen Paladinen nicht anders zuließ. Uns trieben sie in den Untergrund und säten Missgunst. Was die Dinge Beliars angeht, fütterten sie ihre frommen Anhänger mit Lügen und Aberglauben. Nur so kann ich mir erklären, dass so viele heute ernsthaft denken, die Orks wären Diener Beliars. Dass sie im Namen meines Gottes das Ende der Welt vorbereiten. Verdenke es mir nicht, dass mich solcherlei Unfug zum Lachen bringt. Wen oder was genau die Orks verehren, müssen dir ihre Schamanen erklären – Beliar ist es nicht. Was mit den Assassinen in Varant ist? Oh, jetzt bereitest du mir wirklich Kopfweh. Tatsächlich befinde ich mich gerade auf einer Reise dorthin. Was meine Einschätzung betrifft, so verehren Assassinen viel mehr das Gold als ihren Herren, statt den Totengott. Sicher fallen ihnen tausend und ein Gründe ein, warum ihr Verhalten in Beliars Sinne ist. Doch bin ich sicher, du durchschaust diese Vorspieglungen genau wie ich.

Was ich ihnen zugestehe, ist, dass es den Schwarzmagiern der Wüste besser geht als uns. Obwohl sie sich Zuben unterwerfen, sind sie einflussreich. Die Geschicke der Assassinen sind mit ihren verschmolzen. Darum bewahren sie das Alte Wissen um unsere Zauber erfolgreicher, als wir es im Verborgenen konnten. Mehr Gutes weiß ich über sie nicht zu sagen. Wer sich zu den Schlangen in den Staub begibt, erniedrigt sich – auch wenn er von ihnen profitiert. Warum ich trotzdem nach Varant reise? Dort gibt es ein Heiligtum meines Gottes, das von den Schwarzmagiern der Assassinen gepflegt wird. Mein Weg ist eine Pilgerreise, die ich nutzen will, um mir über das Schicksal meines Ordens klarzuwerden.

  • Luzius, der mittelländische Schwarzmagier auf der Straße nach Süden
Luzius, der mittelländische Schwarzmagier auf der Straße nach Süden

Was für Zeiten wir erleben müssen. Orks entweihen unsere heiligen Tempel. Ihre gottlosen Söldner prügeln aufrechte Gläubige in die Minen. Assassinen streifen unbehelligt durch die Städte und schätzen den Goldwert, den die Freien auf ihren Sklavenmärkten erzielen würden. Doch was all diesen Übeln die Krone aufsetzt, sind die Schwarzmagier, die jetzt unter ihren Steinen hervorkriechen. Hast du ihn gesehen? Er besucht abends die Schenke, in vollem Gewand, als sei es normal! Ach, was sage ich. Wahrscheinlich ist es das heute. Früher hätte man ihm hier im Mittelland den Prozess gemacht, ohne viel Federlesen. Ich weiß, im Süden war es da ein wenig anders. Doch zumindest im Herzen des Reichs waren wir nach dem Kreuzzug sicher, diese Frevler ausgetilgt zu haben. Ja, es gab unter den Magiern meines Ordens immer wieder ein paar Renegaten. Gelehrte, so verblendet vom Ehrgeiz, dass sie vom rechten Weg abkamen – wie dieser Xardas! Wen man dabei erwischte, sich über alle Grenzen mit Beliars Mächten einzulassen, dem hat man einen Riegel vorgeschoben. Ähnliches galt für allzu unverfrorene Alchemisten oder Kräuterweiber, sei das in den Städten oder in einer dunklen Räuberhöhle draußen in der Wildnis. Der Arm unserer Inquisition reichte weit.

Und jetzt? Alles umsonst! Vielleicht stünden die Dinge heute anders, wären wir beherzter vorgegangen. Jetzt gewöhnt man sich fast an den Anblick dieser Übeltäter. Sei es hier oder in Varant, lass dich von Schwarzmagiern nicht täuschen. Halte dich an deinen gesunden Menschenverstand und überlege dir, was sie wirklich antreibt. Was will einer, der unkontrollierbare Dämonen beschwört? Ist jemand bei klarem Verstand, für den Untote nicht gänzlich widernatürlich sind? Kann überhaupt irgendwer ein guter Mensch sein, der allen Ernstes den Gott von Tod und Chaos verehrt? Die Antwort auf diese Fragen lässt nur eine klare Konsequenz zu.

  • Marius, der Feuermagier in Geldern
Marius, der Feuermagier in Geldern

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