13. Dezember 2011

- 1:18

Und wieder haben wir eine Kurzgeschichte für euch, mit der wir einen unserer neuen Charaktere vorstellen.

Finsternis hatte die Dünen von Varant wie ein dunkler Vorhang eingehüllt. Außerhalb der Städte erhellten nur noch einige Feuer in den Lagern der Handelskarawanen und Nomadensippen wenige Oasen. In einer solchen, abgelegen zwischen vom Sand halb verwehten Ruinen, befand sich ein Mann, der im Begriff war, sich seine verlorene Freiheit zurückzuholen.

Mit konzentrierter Miene saß Plissken an eine Zeltstange gelehnt im Lager seines neuen Herrn. Um ihn herum schliefen die anderen Sklaven auf einfachen Stoffmatten. Keiner von ihnen ahnte, dass einer ihrer Mitgefangenen kurz davor war, zu fliehen. Vorsichtig durchtrennte Plissken langsam die Lederfesseln, welche ihn festhielten, mit einer scharfen Tonscherbe. Sein verbliebenes Auge hatte er wachsam auf den Zelteingang gerichtet. Während die anderen Gefangenen sich ihrem Los ergeben und in einen unruhigen Schlaf verfallen waren, hatte er den Sand abgetastet, bis ihm jene Scherbe zwischen die Finger gekommen war.

Als das spröde Leder seiner Fesseln schließlich nachgab, erhob sich der Einäugige, streckte sich. Viel zu lang hatte er in dieser unbequemen Position verharren müssen. Als die Barriere gefallen war, hatte er sich geschworen, nie wieder ein Gefangener zu sein. Doch das Schicksal hatte es nie gut mit ihm gemeint und ihm mehr als nur einmal übel mitgespielt. Erst hatte es ihn in die Barriere gebracht, dann hatte es ihm durch die Hand von Gomez’ Gardisten eines seiner Augen geraubt. Zu guter Letzt waren es schließlich die Orks gewesen, welche Plissken eingefangen hatten, kaum, dass die Barriere gefallen war, und ihn als Handelsware an ihre Verbündeten, die Assassinen in Varant, verkauft hatten. Doch jene Zeiten waren endgültig vorbei. Dieses Mal würde er lieber sterben, als sich noch einmal in Ketten legen zu lassen, dachte der ehemalige Bandit wild entschlossen.

Bedächtig einen Fuß vor den anderen setzend, schlich sich Plissken in Richtung Ausgang.
Draußen konnte er bereits den Wüstenwind heulen hören. Doch dieser pfiff offenbar zu laut, denn einer der anderen Gefangenen erwachte plötzlich. In seiner Bewegung innehaltend, blickte Plissken seinen Entdecker an, während er den Kopf schüttelte um dem ausgemergelten Burschen zu verstehen zu geben: „Bau jetzt bloß keine Scheiße.“ Ohne Erfolg; der Sklave begann zu kreischen: „Alarm! Der Neue mit der Augenklappe will fliehen!“ So etwas hatte Plissken bereits befürchtet. Die Sklaven hier waren von den Assassinen völlig gebrochen worden, vereinnahmte Diener ihrer neuen Herrn.
Keine Sekunde später stürmte eine Wache mit gezogenem Säbel durch die Öffnung in der Zeltplane. Sie musste vor dem Eingang Wache gehalten haben. Plissken duckte sich ab und schleuderte dem Angreifer eine Hand voll Wüstensand in die Augen. Er war niemand, der etwas von Ehre hielt. Wer fair kämpfte, hatte schon verloren. Schnell setzte er nach, um der Wache mit den Flachen Händen kräftig auf die Ohren zu schlagen. Sein Gegner war damit fürs erste blind und taub, also keine Gefahr mehr. Doch jemand, der in der Barriere gelebt hatte, ging immer auf Nummer sicher, also packte Plissken die Waffe seines Angreifers und versetzte ihm mit dem Knauf einen Hieb zwischen die Schultern, der ihn ins Land der Träume schickte.

Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu verschwenden, rannte Plissken nach draußen und sprintete zu einer Ruinenmauer, die nur wenige Schritte vom Zelt entfernt lag. Mit dem Rücken zur Wand stehend, erwartete der entflohene Gefangene zwei weitere Schergen des Händlers, die von Norden heranstürmten. Die beiden waren wohl eben noch Patrouille gelaufen. In der rechten Hand den Säbel, hob der Einäugige mit der linken eine Fackel aus ihrer Verankerung in der Mauer neben sich, um sie im nächsten Moment gegen seine Feinde zu schleudern. Den Wachen gelang es zwar, auszuweichen, doch Plissken nutzte ihre kurze Ablenkung. Ein schneller Streich mit dem Säbel öffnete der rechten Wache die Kehle. Bevor deren Gefährte reagieren konnte, rammte Plissken diesen mit der Schulter und brachte ihn so ins Straucheln. Keinen Atemzug später er packte den Wächter am Kopf und rammte ihm sein Knie ins Gesicht. Das unangenehme Knacken verriet dem ehemaligen Banditen, dass er die Nase seines Feindes gebrochen hatte. Doch dieser Gegner war hartnäckig. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versetzte er Plissken einen verzweifelten Hieb mit dem Schaft des eigenen Säbels. Ein metallischer Geschmack breitete sich im Mund des Haudegens aus. Blutspuckend machte er noch einmal einen Satz nach vorn und trat dem zähen Gegner mit voller Härte zwischen die Beine, woraufhin dieser vor Schmerz aufschrie und zu Boden sank. Mit einem letzten Hieb seines Ellenbogens sorgte der vormalige Bandit dafür, dass auch dieser Wächter frühestens in einigen Stunden wieder aufwachen würde.

Plissken dankte dem Wind für sein lautes Heulen. Wäre er nicht gewesen, hätte der Kampfeslärm vermutlich längst die übrigen Wachen auf den Plan gerufen.

Dennoch galt es sich zu sputen.  Ein letztes Mal wandte sich der Einäugige dem Zelt zu und zischte dem Sklaven, der ihn verraten hatte, zu: „Du solltest beten, dass du mich nicht wiedersiehst!“

Dann verschwand er in Richtung Süden, der Küste entgegen, in die finstere Wüste. Den Säbel hatte er fallen lassen – überschüssiges Gewicht würde ihn auf der Flucht nur behindern.

Plissken würde rennen, so weit ihn seine Füße tragen konnten. Nie wieder sollte jemand ihn in Fesseln schlagen, kein Ork und auch sicher kein Mensch!

Welche Rolle Plissken im CSP spielt oder wo ihr ihn treffen werdet, verraten wir an dieser Stelle nicht. Einen Blick auf den fertigen NPC wollen wir euch allerdings nicht vorenthalten.

Plissken

Plissken